Mittwoch, 16. September 2015

Auf Tuchfühlung mit Madagaskar...

Man hat, wenn man in Madagaskar unterwegs ist schon die absurdesten Stories über das Taxi Brousse gehört. Jetzt kann ich bestätigen, es ist schon ein sehr besonderes Fortbewegungsmittel! Angefangen hat das ganze damit, dass ich direkt bei der Ankunft bereits von mehreren Verkaufsvertretern der verschiedenen Linien in Beschlag genommen wurde. Da ich keinen Unterschied erkennen konnte hab ich mich einfach für den Kleinbus mit Ziel Tana direkt vor meiner Nase entschieden.

Dann heißt es warten, und zwar bis das Taxi voll ist. Das ist bei ca. 20 Plätzen (es wird auch mal gestapelt, wie Kinder und Säuglinge gezählt werden bleibt mir schleierhaft) schon die erste Gedultsprobe. Irgendwann entschließt sich dann der Fahrer zusammen mit dem Verkaufsvertreter, dass jetzt genug Passagiere an Bord sind und man losfahren kann. Ich hatte mir zum Glück einen relativ komfortablen Platz in der hinteren rechten Ecke des Buschens gesucht. Die Platzverhältnisse sind nämlich nicht auf 1,9 m große Mitteleuropäer abgestimmt. So hatte ich nur einen Klappsitz vor mir und keine richtige Sitzbank. Irgendwie die langen Beine arrangieren! Ein Gurren aus dem Kofferraum verriet mir, dass die Erzählungen über die mitgenommenen Hühner war ist. Auf dem Dach befanden sich neben weiteren Gepäckstücken auch noch zwei Fahrräder.

Dann erst mal zur nahegelegenen Tankstelle und mit dem eben eingesammelten Geld (10.000 Ar für die Fahrt von Antsirabe nach Tana) Diesel kaufen. Während getankt wurde, wurde auch noch ein wenig an der Beladung des Daches optimiert und um weitere Kunden geworben. Für meine Platz- und Sicherheitsverhältnisse war der kleine Mitsubishi-Bus schon komplett überladen. Das teilten uns auch die Stoßdämpfer bei jeder Bodenwelle mit...
Safety first, erst mal den Reifendruck überprüfen lassen. Dieses plus an Sicherheit hat mich dann doch etwas beruhigt.
Und wenn du glaubst es passt nicht mehr, kommt irgendwo ein Fahrgast her! Hey, da hinten zwischen die vierköpfige Familie und den Vazaha passt ja noch jemand. Und es waren weitere zwei Hühner und deren Besitzer zugestiegen...dann war nicht mehr so 'komfortabel'.

Und endlich gehts los; hit the road, Jack! Wäre die passendere Musikwahl gewesen, stattdessen durften wir uns Variationen malagassischer Schlager anhören. Zum Glück hab ich nichts verstanden. Und zum Glück kann ich nahezu überall schlafen. Neuester Eintrag auf der Liste: Taxi Brousse von Antsirabe nach Tana.

Und so schlängelten wir uns durch zentrale Hochland, nicht ohne einige Gelegenheiten auszulassen mal eben anzuhalten und sich mit jemandem am Straßenrand zu unterhalten... Plötzlich, full stop! Wir halten an einem, naja sagen wir mal, Road Side Diner (malagassy stile: Bretterbuden mit Reis im Angebot). Der Fahrer hatte Hunger und wenn dem Fahrer etwas fehlt, dann wird reagiert. So funktioniert das auch mit Pinkelpausen, hab ich mir sagen lassen. Ich bin sicherheitshalber mal im Auto geblieben und hab die Füße ausgestreckt. Der nächste Streckenabschnitt war etwas gemütlicher, da mein Banknachbar das Buschtaxi am 'Diner' verlassen hat. Nicht lange und ich hatte einen neuen, den Besitzer der Hühner, der Platz für einen neuen Fahrgast vorne gemacht hat.

Jetzt wurden wir nur noch von gelegentlichen Polizeikontrollen aufgehalten. Selbst das durch eine Mauer in den darunter fließenden Fluss gefallene Auto, welches dort auf dem Dach lag, schien nicht die Notwendigkeit des Anhaltens zu erzeugen. Untätige Schaulustige standen an der durchbrochenen Mauer ja schon genug. Ein paar Fahrgastwechsel wurden noch durchgeführt, bis wir endlich die Taxi Brousse Station in Tana erreichten. Für die ganze Tour (ca. 280km) haben wir auch nur irgendwas zwischen deieinhalb und vier Stunden gebraucht.

Jetzt Strecke ich erst mal die Beine aus. Im Dunkeln, hier ist nämlich gerade eben der Strom ausgefallen. Macht aber nix, dass sind wir ja aus Fotadrevo gewohnt ;)

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