Sonntag, 30. August 2015

Immer wieder sonntags...

Seit Franziska da ist, gibt es jeden morgen eine Fortbildungseinheit zum Thema Hygiene und Einordnung neurologischer Symptome. Das Klinikpersonal hört immer gespannt zu und macht auch manchmal Notizen!



Wie immer an Sonntagen passiert hier nicht viel. Wir haben den freien Tag erst mal für ein ausgiebiges Frühstück auf der Veranda genutzt. Auf nahezu westliche Art. Es gab Rührei mit einem Rest "Chilli" von gestern. Dazu Zwieback mit Schmelzkäse. Mal eine ganz angenehme Abwechslung zu den morgendlichen Reisküchlein, den Mofo Gasy, die wir sonst an unserem Kaffeestand vor dem Krankenhaus bekommen.



Nach der hiesigen Mittagshitze haben wir dann einen Spaziergang durchs Dorf unternommen und sind auch mal von der Hauptstraße abgebogen und am Dorfrand entlang spaziert. Erwartungsgemäß waren wir dabei nicht lange allein, was das Fotografieren manchmal etwas erschwert hat. Am Rand der Siedlung werden die Häuser schon etwas einfacher und die Armut nimmt sichtbar zu. Auch sieht man, wie abgelegen das kleine Dorf mitten im Nichts liegt. Die Aufregung der Kinder ist nachvollziehbar, hier verirrt sich vermutlich selten ein Vazaha hin.



Auf unserem weg sind wir auch am alten Krankenhaus von Dr. Elson vorbeigekommen. Hier hat er bis zum Umzug in die neuen Räumlichkeiten Anfang des Jahres noch die Patienten behandelt. Kaum vorstellbar, wenn man das neue Gelände mit den neuen Gebäuden und dem damit erreichten hygienischen und technischen Standard kennt.



Die alte Reismühle war angemietet und in keinster weiße auf die Bedürfnisse eines Krankenhauses ausgelegt. Aber auch hier gab es schon Kooperationen wie beispielsweise Hilfseinsätze von Smile4Madagascar mit Dr. Ingo und seinem Team vor zwei Jahren. Bei den Mengen an Patienten jeden Tag wird einem bewusst wie wichtig eine solche Einrichtung hier ist. Vor allem wenn man bedenkt, dass manche weite Wege auf sich nehmen um hier versorgt zu werden. Oft zu Fuß, den Patienten in Spe an einem Holzbalken hängend tragend, manchmal mit dem Buschtaxi.
Auf dem weg zurück zum neuen Hospitaly Zoara, einmal der Länge nach durchs Dorf, gab es dann noch einige madagassische Alltagsimpressionen.

Donnerstag, 27. August 2015

Es nimmt Formen an...

Mit Franziska kam auch die sehnlichst aus Deutschland erwartete Lieferung von Ersatzteilen. Jetzt haben wir dank der Wasserfilter aus Deutschland wieder einen funktionierenden Dampfsterilisator und können mit diversen Sicherungen auch die meisten anderen Geräte wieder zum laufen bringen.
Auch die Werkstatt nimmt langsam Formen an und wir können uns über alles mögliche Gerät her machen.



Spenden um die Ausrüstung noch ein bisschen zu verfeinern sind natürlich weiterhin gerne willkommen. Ende Oktober wird wieder ein Container auf die Reise geschickt, der soll dann auch noch etwas mehr Werkzeug und Organisationsmaterial aus Deutschland enthalten.
Langsam nehme ich auch meine Tätigkeiten vor Ort etwas zurück und lasse Rolland (oben im Foto zu sehen) mehr Verantwortung übernehmen, um ihn auf die Zeit vorzubereiten, wenn ich im September nicht mehr da sein werde.

*English version*
With Franziska's arrival the badly needed supplies arrived here as well. Thanks to the water filter cartridges from Germany we now have a functional steam sterilization again and with the fuses we can run many other machines, too.
The workshop slowly assembles, as well. So we can have a look at all possible machines.
By now I give more organisation responsibilities to Rolland (in the picture above) to prepare him for the situation, when I will be gone in September.

Mittwoch, 26. August 2015

Ein neuer Gast...

Heute mittag ist Franziska (von Ärzte für Madagaskar) hier angekommen. Sie ist hier um die Klinikabläufe ein bisschen unter die Lupe zunehmen und den Mitarbeitern eine Schulung in Sachen Hygiene zu geben. Für mich hat das natürlich den angenehmen Nebeneffekt meine Deutschkenntnisse etwas aufzubessern, abends auf der Veranda bei einem gemeinsamen Bier. Nach einer kleinen Klinikrunde heute wird sie morgen dann der gesamten Belegschaft in der Morgenbesprechung vorgestellt.

English Version
Today Franziska (from Doctors for Madagaskar) arrived here. She will take a look on the proceedings in the hospital and gives a lesson on hygiene for the hospital staff. So I have an opportunity to improve my German a little bit, in the evening by having a beer on the veranda. Today we had a quick tour through the hospital and tomorrow she will be introduced to the hospital staff.

Dienstag, 25. August 2015

MacGyver lässt grüßen

Wenn man in einem so abgelegenen Ort wie Fotadrevo ist, muss man sich manchmal was einfallen lassen. Als wir heute den einen der beiden Operationstische repariert haben, stellte sich uns eine Verschlusskappe in den Weg. Kein Problem, das nötige Spezialwerkzeug für den Einmalgebrauch war schnell gebaut. Mit einem stabilen Stück Palisanderholz und zwei Nägeln wurde der nötige Hakenschlüssel ersetzt.



Das ganze hat wunderbar funktioniert, und dummerweise aber nicht weiter gebracht. Unter dem Deckel war nämlich nur eines der beiden Lager einer Schneckenwelle. Bis Rolland auf eine simplere Idee kam, den verstellten Tisch wieder einzurichten. Die hätten wir auch letzte Woche schon finden können! Auf die einfachen Lösungen kommt man eben nicht immer so schnell.

Sonntag, 23. August 2015

Hier regiert der Müßiggang...

Sonntag ist immer der Tag an dem nichts passiert. Das könnte auch den nicht vorhandenen Unternehmungsmöglichkeiten in Fotadrevo geschuldet sein. So avanciert der Sonntag dann eben zum "laundry day".
Gestern haben wir es immerhin noch geschafft eine Methode zu finden, die gelieferten Moskitonetze ortsüblich und günstig an den neuen Betten zu befestigen:



Was 4 Bambusstangen und ein bisschen Schnur bewirken können ;)

Since I met many people on my trip, which were interested reading my blog but are not speaking German, I decided to translate the upcoming posts on English. So now you can practice your German a little better, Heuric ;)

Sunday's always the day not happening much in Fotadrevo. This could be the case because the possibilities for activities are a little bit limited here. Normally, Sunday's the laundry day.
Yesterday we finally found a way to fix the mosquito nets, which were delivered three weeks ago, on the new beds in a local and cheap manner.

See picture above.

Impressing, what 4 bamboo rods and some rope can facilitate ;)

Donnerstag, 20. August 2015

Have a break...

Nach zwei Tagen "Auszeit" gings heut schon wieder richtig rund! Um den Container von "Ärzte für Madagaskar", mit dem vor drei Jahren eine erste Lieferung von Geräten und Material aus Deutschland gebracht wurde, und der zum Umzug vom alten ins neue Krankenhaus benutzt wurde, auszuladen, wurde heute einer der vorhandenen Lagerräume geputzt. Alles raus, einmal schön staubig durchkehren und hinter her alles wieder sortiert, katalogisiert und ordentlich rein.
Auch unsere Werkstatt nimmt langsam Züge an. Wenn die ganzen Geräte mal ausgeladen sind, können wir sie da auf Funktion prüfen und nötigenfalls reparieren.
Danach haben wir noch den Ziegenstall besichtigt. Hier leben Julius' (von Ärzte für Madagaskar) Maoris (Elsons und Hanitras ältester Sohn) Ziegen. Die vermehren sich prächtig und für deren Güter gibts ein neues kleines Haus.



Ganz traditionell nach madagassischer Bauart gebaut. Auf Bildern wie diesen finde ich, wird einem immer wieder die Ambivalenz von Fortschritt und Rückständigkeit in diesem Land bewusst. Die Leute tragen moderne Klamotten (aus Europa) und fahren mit dem Handy telefonierend mit dem Jeep durch den Busch. Jedoch leben sie ohne Strom in fensterlosen, strohgedeckten Häusern aus Lehmziegeln mit einer Grundfläche von 5 m². Abends wird auf dem Holzkohle-Öfchen vor der Hütte Reis gekocht und wie man das mit der Toilette macht, überlasse ich eurer Phantasie. Und bevor man zum Arzt geht fragt man den Schamanen um Beistand.

Manche Dinge entwickeln sich in einem Entwicklungsland eben schneller...andere wiederum gar nicht.

Dienstag, 18. August 2015

Das musste ja irgendwann kommen...

Heute "durfte" ich den ganzen Tag im Bett bleiben. Vorteil an der Arbeit in einem Krankenhaus ist wiederum, dass man schnell eine gute Diagnose gestellt bekommt. Und auch sofort mit den nötigen Medikamenten versorgt wird :)
Von dem was außerhalb meines Zimmer passiert ist kann ich heute also relativ wenig berichten. Aber zumindest hab ich schon wieder ein bisschen Hunger!

Montag, 17. August 2015

Mondays...

Heute war so ein typischer Montag. Es ist auch nicht wirklich viel passiert, außer ein bisschen Papierkram und Überlegungen. Vor allem, dass wir uns schnellst möglich eine automatische Abschaltung der Wasserpumpe für den Wasserturm überlegen sollten. Bisher wird die nämlich abgestellt, wenn das Wasser oben raus läuft. Ist wohl auch nicht im Sinne des Erfinders. Aber da last sich sicherlich aus einem Rohr und einer Flasche als Schwimmer etwas bauen...
Das Highlight des Tages war wohl, dass Rolland und ich auf ein Bier zu den französischen Medizinstudenten rübergeschaut haben. Sie helfen die benachbarte Schule um ein weiteres Gebäude zu erweitern und sind abends mal ganz froh nicht von Kindern umringt zu sein. Denn obwohl Ferien sind kommen die Kinder jeden Tag zu Schule um dort zu spielen oder von ihnen ein bisschen französisch zu lernen...

Samstag, 15. August 2015

Oh lazy day...

Unverhofft kommt oft: um kurz vor acht teilte mit Dr. Elson heute mit, dass ein landesweiter Feiertag sei. Gut, dann halt net. Nach ein bisschen Pseudogeräume in unserer neuen Werkstatt hab ich mich dann eben um ein Excel-Tool zur Auswertung der Generatorbenutzung gekümmert. Bis der Akku des Laptops leer war. Dann hab ich mich mit einem analogen medium in die Sonne gesetzt und mittels Solarpanel den Akku meines Tablet geladen:



So bekommen meine Beine vielleicht auch mal ein bisschen Farbe ab. Sonst komme ich wieder und keiner glaubt mir, dass ich drei Monate in Afrika war...
Da meine Beine aber noch sehr "vazaha" sind immer schön vorsichtig und immer wieder mit dem Stuhl der Schattenlinie weiter nach hinten folgen :)
Eigentlich hatten Rolland und ich heute vor eine Gruppe französischer Medizinstudenten aus Paris in der benachbarten katholischen Schule zu besuchen. Nachdem des Telefonat mit Julius von "Ärzte für Madagaskar" etwas länger gedauert hat und es schon dämmerte haben wir das auf morgen verschoben. Madagassen haben eben doch Angst im Dunkeln ;)

Freitag, 14. August 2015

Wieder ein Tag voller Erfolge...

Dass ich hier zu wenig zu tun haben könnte, braucht nun wirklich niemand befürchten. Heute gab es nach der Morgenbesprechung und der kleinen Englischstunde erst mal den Flaggenapell. Dank der, zur Sicherung des Compounds eingesetzten, anwesenden Armee und den allgemeinen Patriotismus der Madagassen wurde daraus ein Staatsakt. Nachdem die Herren in Tarnkleidung mit der, sagen wir mal "westlichen" Methode betraut waren, die Flagge am Seil zu befestigen (Schlüsselringe; ihr wisst, schon die Dinger an eurem Schlüsselbund) wurde erst mal die der Anzug gerichtet. Auf die korrekten Schuhe wird dabei eher weniger Wert gelegt, da tun es dann auch Sandalen.



Dann wurde der Staatsakt vollzogen. Dabei standen selbst die Zivilisten im "Achtung" und sagen nach vollzogener Hissung der Flagge auch gleich die Nationalhymne Madagaskars. Hätten wir damals so einen Flaggenappell abgeliefert, hätte es aber eine ordentliche Sprengung gegeben. Aber drücken wir mal ein Auge zu und schreiben es den niedrigen Umwelteinflüssen wie der ungewohnten Flaggenbefestigung zu.



Danach habe ich mich erst mal ausführlich um die Beantwortung eines Fragebogens für den Verein "Technik ohne Grenzen" gekümmert. In Zusammenarbeit mit diesem Verein ist hier die Wasserver- und -entsorgung entstanden. Ein ausgeklügeltes System. Das Wasser kommt aus einem Brunnen im nördlichen Teil des Compounds. Hier wird es mit einer mittels Solarpanel betriebenen Pumpe in den Wasserturm gepumpt. So wird erreicht, dass das Krankenhaus durchgängig mit "Frischwasser" aus der Leitung versorgt wird. Das Wasser aus dem Brunnen muss jedoch gefiltert und oder entkeimt werden um es gefahrlos trinken zu können. Dafür stehen auf dem Klinikgelände drei PAUL-Wasserfilter zur Verfügung.
Das sogenannte Schwarzwasser wird in Anaeroben Tauchwandreaktoren (ABR) gesammelt und dort geklärt. Also quasi ein geschlossenes System.

Heute Nachmittag konnten wir dann einige Geräte aus dem Container befreien und auch in Betrieb setzen. Oft mussten wir nichts tun, oder nichts weiter als eine Sicherung "austauschen". Das gestaltet sich hier schwieriger als man denkt. Wahrscheinlich sind wir dafür auf eine Sendung aus Deutschland angewiesen. Und eines durfte ich heute wieder feststellen: man kann zwar viele Witze darüber machen, aber wenn die Bundeswehr was anpackt, dann vernünftig. Das gespendete Equipment ist in Tadellosen Zustand. Verpackt in nahezu unverwüstlichen Blechkisten, fest verzurrt damit auch ja nichts zu Bruch geht. Und für den technisch unversierten Chirurgen im Feldlazarett ist alles bis ins kleinste Detail in Zeichnungen erklärt. Und das beste: alle Ersatzteile, vom Spezialdichtring bis zur Schlauchschelle, sind in zigfacher Ausführung vorhanden und haben einen fest definierten Platz in der Kiste. Da könnten sich Hersteller ziviler Medizinprodukte ruhig mal eine Scheibe abschneiden!



Stutzig macht nur das Ablaufdatum der Sterilprodukte: 1991. Da hat sich wohl jemand auf einen länger anhaltenden Konflikt vorbereitet und das Gerät irgendwann schlichtweg nicht mehr gebraucht ;)

Als wir schon dabei waren haben wir auch gleich angefangen eine Kartei der Geräte aufzusetzen. Rolland brachte den äußerst nachhaltigen Vorschlag, diese auf englisch zu führen. Hier können wir dann eine Übersicht führen, wann das Gerät zuletzt geprüft wurde und welche Teile, falls notwendig, ausgetauscht wurden oder werden müssen.

Donnerstag, 13. August 2015

Es werde Licht...

Heute haben wir es endlich geschafft, die elektrische Installation in den Griff zu bekommen. Die einzelnen Gebäude sind jetzt jeweils auf einer eigenen Phase angeschlossen und nicht mehr in einer langen Kette. Die dritte Phase haben wir unter dem Dach der Hospilisation, also dem Stationsgebäude, zum Anschluss des Gästehauses, der Ärztewohnungen und des Personalbereiches weitergeführt (quasi ein Bypass). So können wir nun abends mit dem kleinen bezingetriebenen Generator (3,5 kW) Strom erzeugen. Die Hospilisation wird davon ausgenommen, da das Gebäude über eine kleine Solaranlage verfügt und daher auch nachts Licht hat. Das Ganze hat gut funktioniert, wie sich bis eben herausgestellt hat. Um 21 Uhr wird hier der Strom abgeschaltet. Die folgenden Tage werden zeigen, ob sich so im Gegensatz zum großen Dieselgenerator ein bisschen Sprit sparen lässt.
Danach waren wir noch im Dorf und haben ein paar Einkäufe erledigt und Rolland das alte Krankenhausgelände am anderen Ende des Dorfes gezeigt. Verglichen mit einem deutschen 5000 Einwohner-Dorf gibt es hier unglaublich viele Läden.



Die Tüte ist vermutlich ein Importprodukt eines sehr ambitionierten amerikanischen Supermarktes oder einfach nur ein lustiger Fehldruck.
In einem der Läden bin ich auf meiner Suche nach Erdnüssen dann auch fündig geworden. Allerdings waren die frisch, also nicht geröstet. Sowas bekommt man bei uns gar nicht. Aber kein Problem, als Sohn einer Kaffeerösterin weiß ich ja woraufs ankommt. So hab ich mir meine Erdnüsse kurzerhand einfach selber in der Pfanne geröstet. Die schmecken und sehen jetzt so aus, wie man sie hier (o.k. vielleicht nicht unbedingt HIER) im Restaurant bekommt.

Mittwoch, 12. August 2015

Dabei hab ich doch mit Elektrotechnik gar nix am Hut...

Manch einer mag es vielleicht als kreatives Ausleben seiner bunten Phase bezeichnen, ein anderer als ungenügende Sorgfalt und ein letzter, und dazu zähle ich mich auch, als Fahrlässig und Gefährlich. Kreativ bei der Verwendung von Farben war der Verleger der elektrischen Installation im Krankenhaus auf jeden Fall. So kommen dann auch mal Kuriositäten zu Stande, wie ein Schutzleiter als Schutzleiter, aber kein Nullleiter. Den Job hat eine der Phasen übernommen. Könnte mitunter daran liegen, dass eben leider kein fünfadriges Kabel zu Verfügung stand.



Wer jetzt nur noch Bahnhof versteht, dem geht es wie uns, als wir heute Vormittag versucht haben die elektrische Installation auf Vordermann zu bringen. Einen Plan gibt es natürlich auch nicht und wir sind uns an einigen Stellen immer noch unklar, wie das Kabel wohin verläuft. Wir haben uns dann einfach von Gebäude zu Gebäude weitergehangelt und alles neu verdrahtet.
Am Nachmittag konnten wir dann die Bohrmaschine der "Nachbarfirma" ausleihen um die Schilder an den Gebäuden anzubringen. Diese waghalsige Aktion hat den gesamten kurzen Nachmittag eingenommen:



Nummer 42 ist übrigens Rolland, der hier gut mit anpackt. So langsam sieht das Ganze dann auch immer mehr nach Krankenhaus aus.



Und da wir die Bohrmaschine schon mal da hatten, haben wir auch gleich ein großes Brett an die Wand der Werkstatt geschraubt. Da wird dann später mal übersichtlich das Werkzeug aufbewahrt.

Dienstag, 11. August 2015

So langsam läufts...

Mittlerweile hat sich Rolland hier gut eingelebt. Ich bewundere immer wieder, wie schnell sich wildfremde Madagassen nach kürzester Zeit wunderbar miteinander verstehen. Das ist immer wieder schön mit anzusehen.
Heute wurde die beiden noch unbenutzten PAUL-Wasserfilter im Krankenhausbereich aufgestellt. Damit wird das Brunnenwasser für die Patienten und Angestellten gefiltert. Bakterien, die eventuell im Wasser vorhanden sind, werden so zurückgehalten und das Wasser aus den PAULs kann direkt getrunken werden. Eine Sinnvolle Sache, die für den Einsatz in Krisengebieten entwickelt wurde und mittels Schulterriemen als Rucksack getragen werden kann.



Da der große Dieselgenerator viel Sprit verbraucht und nicht annähernd ausgelastet wird, haben wir heute auch versucht, das Krankenhaus und die Personalwohnungen mit einem kleineren Benzingenerator mit Strom zu versorgen. So könnte abends etwas wirtschaftlicher Licht und Strom bereitgestellt werden. Leider mussten wir feststellen, wie seltsam die elektrische Anlage hier aufgebaut ist. Der Anschluss vom Krankenhaus an den Generator ist da nur ein kleines Beispiel:



Ganz dahinter gestiegen sind wir leider noch nicht. Auch gibt es keinen Plan, in dem verzeichnet wäre, wie alles hier verschalten ist. Und zu glauben, es wäre sich an Normen gehalten worden braucht man auch nicht. Da wird dann schon mal der Schutzleiter als Neutralleiter verwendet...

Sonntag, 9. August 2015

Der Neuankömmling

Gestern kam unser neu eingestellter Techniker Rolland in Fotadrevo an. Nach 17-stündiger Fahrt mit dem Buschtaxi (Taxi Brousse) aus Tulear. Zusammen mit einem Mitarbeiter des Krankenhauses holte ich ihn von der "Haltestelle" des Taxi Brousse ab. Dort mussten wir noch ein wenig warten, bis das Gepäck entladen wurde.



Im Gepäck hatte er auch Werkzeug und Material für das Krankenhaus aus Tana. Das musste erst mal bis ins Krankenhaus geschleppt werden. Aber zu dritt konnten wir das ganz gut verteilen, som war auch der schwere Schraubstock kein Problem.



Nachdem wir ihm sein neues Zimmer gezeigt hatten, wurde ihm von Hanitra, Dr. Elsons Frau, das Krankenhaus gezeigt. Am Nachmittag konnten wir dann schon eine Prioritätenliste für die nächsten Wochen aufstellen. Eine ordentliche Liste die wir abzuarbeiten haben.
Heute, an unserem freien Tag, haben wir einen kleinen Spaziergang aus dem Dorf gemacht. Das war auch das erste mal für mich, dass ich hinter dem Krankenhaus Richtung Norden gelaufen bin. Wir sind bis zu einer kleinen Landepiste für kleine Flugzeuge gewandert, ca. 1 km außerhalb Fotadrevos. Diese dient vor allem der Minengesellschaft, die in der Nähe Gold abbaut. Vermutlich um Leute, etwas komfortabler als der Weg über die Straße, einzufliegen.
Es wurde einem erst mal so richtig bewusst, wie trocken die gesamte Umgebung hier ist. Die Landschaft ändert sich über weite strecken nicht. Angepflanzt werden Maniok und Süßkartoffeln, am Straßenrand stehen Sisal-Pflanzen. Der Rest ist Steppe. Soweit das Auge reicht. Nach ein paar hundert Metern außerhalb Fotadrevos waren auch keine Siedlungen mehr zu sehen.



Und dabei muss man immer bedenken, dass gerade Winter ist. Uns wurde schon (heute zur Abwechslung mal ;) ) ordentlich warm bei unserer Wanderung.

Freitag, 7. August 2015

Hier in Madagaskar...

... wird der Hauptteil der Arbeit eindeutig am längeren Vormittag gemacht. In den zwei Stunden nach der zweistündigen Mittagspause von 13 bis 15 Uhr ist die Produktivität dann nicht mehr so groß. Wie immer beginnt der Tag mit der Morgenbesprechung. Hier werden die behandelten Patienten und deren Behandlung am vorherigen Tag besprochen. Die interessanten Sachen übersetzt Elson dann für mich. Danach gibt es eine kleine Englischstunde. Heute durfte ich 20 Minuten unterrichten. Das Konzept zahlt sich aus, denn die Mitarbeiter konnten sich heute schon gut auf Englisch vorstellen.



Danach gings dann an die Arbeit. Heute konnten wir den lange gereiften Plan den Wegweiser zu befestigen in die Tat umsetzen. Kurzerhand wurde das Autogenschweißgerät der benachbarten Firma herangeschafft und losgelegt. Der Plan wurde nochmal umgeworfen und ein neuer geschmiedet, wie der Wegweiser am Pfosten des Vordaches befestigt werden soll. Dann wurden aus den Reststücken des Schilderpfostens vier Querstreben gesägt.



Wenn das Schweißgerät schon mal da ist, kann man ja auch gleich die auf dem Transport beschädigten Betten reparieren. Gesagt, geschweißt. Unter den kritischen Augen der wartenden Patienten und deren Angehörigen konnten so die letzten beiden Betten für deren Verwendung im Krankenhaus vorbereitet werden.



Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Es wurde auch direkt wohlwollend vorgeführt als eine Gruppe französischer Medizinstudenten, die beim Aufbau der benachbarten Sekundärschule helfen, das Krankenhaus besichtigte.



Am Nachmittag haben wir es tatsächlich auch noch geschafft die aus Tana gelieferten Flaggenmasten einzubetonieren. Betonmischer, the malagassy way: Haufen Kies auf dem Boden, Sand drauf, Zement drauf, Wasser drauf, mischen, fertig. Scheint zu halten. Um das ganze nicht zu früh zu belasten haben wir erst mal nur die Seile angebracht, die Flaggen kommen morgen früh, bei Sonnenaufgang mit Hymne zur Flaggenparade ;) Dann gibts auch davon ein Bild.

Heute gibt es den nächsten Teil der kleinen Runde durch das Krankenhaus. Auch wenn es sich heute eher um etwas vor dem Krankenhaus handelt: der Kaffeestand. Von Ingo und seinem Team liebevoll "Cafeteria" getauft haben wir hier jeden morgen unseren Kaffee getrunken. Dazu gab es Mukari, kleine krapfenartige Küchlein aus Reismehl. Wenn der Madagasse eben nicht dreimal am Tag Reis isst, fühlt er sich nicht wohl.



Seit heut darf ich übrigens anschreiben. In einem Heft wird festgehalten, wer wann da war um zu frühstücken. Kommunikativ ist das ganze noch sehr einseitig, auch wenn Nirina, mein Mitarbeiter immer fleißig für mich auch Französisch übersetzt.

Donnerstag, 6. August 2015

Getting along...

Hier dauert alles ein bisschen länger, oder wie man hier sagt: mora mora! Daran muss man sich wohl gewöhnen. Vor allem auch, wenn man bei nahezu jeder Arbeit anwesend sein muss um zu überprufen wie sie ausgeführt wird oder, dass sie überhaupt ausgeführt wird. Der heutige Tag Stand im Zeichen der Wegweiser und der Fahnenmasten. Gar nicht so einfach mit den simplen Mitteln hier aufzustellen. Zum Glück haben wir in der Nachbarschaft hilfsbereite Kleinfirmen, die uns beim Schweißen ausgeholfen haben. Auch die Löcher für die Flaggenmasten sind schon gegraben. Aber sowohl dafür zu diskutieren wie und wo die Wegweiser angebracht werden und wo und in welcher Richtung die Flaggenmasten aufgestellt werden, wurde jeweils eine halbe Stunde gebraucht. Und schon war Feierabend!
Aber immerhin haben wir heute ein Konzept entwickelt, wie wir die Moskitonetze an den Betten befestigen. Allerdings müssen die benötigten Winkelprofile aus Tulear beschafft werden. Die Versorgung mit Material ist ebenfalls eine Herausforderung hier. Im Dorf gibt es zwar Gemischtwarenläden, doch ist deren Angebot durchaus begrenzt. Selbst Gemüse muss teilweise in Tulear gekauft werden und wird dann mittels Buschtaxis hier hergebracht. Mangels eines vernünftigen Tisches dient der große Esstisch aus meinem kleinen Appartement seit heute in der Werkstatt als provisorische Werkbank. Dort habe ich heute über den Dampfsterilisator her gemacht, der neben seinem aufgebrauchten Wasserfilter auch irgendwo ein kleines Leck hat. Im Dezember kommt ein Zimmermann auf der Walz aus Deutschland. Er kümmert sich um alle Dinge aus Holz wie Fensterrahmen und Bänke im Wartebereich. Er wird dann auch eine richtige Werkbank für Rolland, den neuen Techniker, "zimmern".

In einer kleinen Serie stelle ich euch ab heute das Krankenhaus etwas genauer vor. Den Anfgang machen die Personaluterkünfte.
Es stehen 15 Wohneinheiten für Mitarbeiter und deren Familien zur Verfügung. Dabei handelt sich um einfache Einraumwohnungen.



Da es schwierig ist qualifiziertes Personal in Fotadrevo zu finden kommen viele der Angestellten aus Tulear. Einige sogar aus Tana. Um ihnen den Job in dieser abgelegenen Location schmackhafter zu machen, werden sie direkt auf dem bewachten Krankenhausgelände untergebracht. In den kleinen Räumen wohnen junge Familien, direkt neben der Arbeitsstätte. Das erspart den Kindergarten und ist gut für die work life balance. Die Nachbarschaft ist eng, man teilt sich die Veranda auf der gekocht und die Wäsche getrocknet wird, sowie die Toilette und die "Dusche". Die besteht aus einem Raum mit einem Wasseranschluss und einem Abfluss. Geduscht wird mit Becher. Das ist jedoch immer noch besser als die meisten Häuser im Dorf, die nicht mal über eine Toilette verfügen, auch wenn es sich dabei um ein Loch im Boden mit Wasserspülung handelt.

Das Wetter hier in Fotadrevo ist für diese Jahreszeit ungewöhnlich. Es ist relativ kalt und es hat heute schon zum zweiten mal seit meiner Ankunft geregnet. Eigentlich untypisch für den Winter hier. Allerdings ist regen ein gutes Zeichen in dieser sehr trockenen Region. Und wenn ein Besucher Regen mitbringt, ist er bei Madagassen im Süden willkommen.

Mittwoch, 5. August 2015

Allone in the wild...

Heute morgen sind Ingo und sein Team zurück nach Tulear gefahren. Wieder neuneinhalb Stunden Huckelpiste. Sie haben hier 38 Operationen durchgeführt und wirklich großartige Arbeit geleistet.
Im Krankenhaus ist es nun ruhiger geworden und das Tagesgeschäft zeichnet sich ab. Elson kümmert sich um alle Patienten, von denen jetzt wieder mehr kommen, nachdem sich herumgesprochen hat, dass er zurück ist. Mittlerweile habe ich mit den Angestellten der Instandhaltung alle Betten, bis auf zwei die die Reise nicht überstanden haben und nachgeschweißt werden müssen, aufgebaut und in der Klinik verteilt.



Auch nahezu alle Vorhänge sind aufgehängt. Jetzt ist endlich Platz um die Werkstatt einzurichten. Und dann können wir beginnen, die Geräte hier auf Vordermann zu bringen. Unser neuer Techniker Rolland fährt morgen in Tana los und müsste am Samstag hier eintreffen. Im Gepäck hat er dann Werkzeug und Ausrüstung für die Werkstatt. Dann kann's richtig los gehen.

Samstag, 1. August 2015

Willkommen in Fotadrevo

So, nachdem hier die letzten Tage etwas Trubel waren gibt es heute einen längeren Post.
Nachdem ich am Dienstag nach Tulear geflogen war, habe ich mich abends mit Dr. Ingo und seinem Team zum Essen getroffen. Das Team mit drei Chirurgen, zwei Anästhesisten und Schwestern und Pflegern ist hier im Rahmen eines Hilfseinsatzes für smile4Madagascar (www.smile4.at). Am Mittwoch durfte ich das Team dann im Krankenhaus besuchen und bei einigen Operationen zusehen (und beim beatmen helfen). Sie behandeln vor allem Krankheiten wie Hasenscharten und Gaumenspalten, entfernen aber auch mal einen riesigen Tumor am Kinn und ersetzen das Gewebe dann mit dem Brustmuskel. Das war echt interessant. Am Mittwoch kam auch noch in Journalist vom ORF, der das Team begleitet und eine Reportage dreht.
Nach einem ordentlichen, und für den ORF gut in Szene gesetzten Frühstück am Donnerstag morgen wurden dann die beiden Geländewagen für unsere Reise nach Fotadrevo bestiegen. Circa 50 km außerhalb Tulears endet dann die Straße und diese robusten Fahrzeuge wurden beansprucht. Unvorstellbar, dass Waren auf solchen Pisten von alten Mercedes LKW aus den 50ern transportiert werden.
Eine absolut abenteuerliche Strecke. Wir wurden dann auch direkt Zeuge und Nothelfer zweier in einem ausgetrockneten
Flussbett stecken gebliebener Fahrzeuge. Unser Fahrer entschied sich dazu, den im Sand festgefahrenen Geländewagen herauszuziehen. Mit der Hilfe einiger Madagassen und seinem Gefühl für die Kupplung konnte das Auto wieder in gelang gesetzt werden. Dem daneben festsitzenden LKW konnten wir leider nicht helfen.





Mit den Jubelgesängen der Gruppe junger Madagassen in den Ohren setzten wir unseren weg fort. Die Landschaft zog am Fenster vorbei und man bekam ein Gefühl dafür, wie groß dieses Land ist und wie verloren man wäre, wenn man nicht einen erfahrenen Fahrer hat. Der lenkte das Auto ohne GPS und nach Stunden auf der Ruckelpiste hatten wir Passagiere nur noch das Gefühl im Kreis zu fahren. Endlose Weiten der Savanne, äußerst selten mal eine Siedlung.






Gegen 20 Uhr abends kamen wir in Fotadrevo an. Das Dorf lag in Dunkelheit in der Steppe, das Krankenhaus wie eine Insel, erleuchtet daneben. Da wir von der Fahrt alle geschafft waren haben wir nach dem Abendessen relativ schnell unsere Quartiere bezogen. Auf eiligst herbeigetragenen, sehr sehr wackeligen Betten. Zum zu decken gabs Gardinen aus der Lieferung von Claudia aus Tana, die einige Tage zuvor angekommen war.
Direkt am nächsten morgen haben sich Dr. Ingo und sein Team in den OP begeben um mit ihrer Arbeit zu beginnen. Ich hab mir erst mal einen Überblick über die Lage verschafft. Nachdem ich eine Prioritätenliste aufgestellt hatte habe ich angefangen das Material aus Tana zu inventarisieren.



Mit den Arbeitern vor Ort haben wir sofort angefangen die neuen Betten für die vielen Patienten aufzubauen. Das ging nicht lange gut, da sehr schnell das erste Gerät repariert, bzw. in Betrieb gesetzt werden musste. Bilanz des Tages:

1 x Dampfsteri angeschlossen und eingerichtet
1 x Hydraulikpumpe des höhenverstellbaren OP-Tisches wieder gängig gemacht
1 x Lampe an ihrer wandhalterung befestigt und angeschlossen
6 x Betten aufgebaut

Mir kommt es so vor als wäre ich schon seit einer Woche hier. Heute haben wir dann einen großen Teil des Materials aufgebaut, inventarisiert und im Krankenhaus verteilt. Jetzt Sitze ich auf der Veranda und warte auf Dr. Ingo und sein Team, die immer noch (hauptsächlich kleine) Patienten operieren. Im Dorf haben wir schon die Quellen für das hiesige Three Horses Beer ausfindig gemacht. Das werden wir uns gleich zum Abendessen schmecken lassen.